Rein in die Trageerschöpfung bis hin zum Headshaken und wieder raus aus der Misere

November 3, 2020 annshorsemanship No comments exist

Ein Beitrag von Esther Koplin:

Ich werde hier mal ein wenig über mein Pferd und die Irrwege der modernen Dressur mit seinen unschönen Ergebnissen berichten und wie mein Pferd dank alter klassischer Reitweise/altkalifornischer Reitweise wieder genesen ist.

Ich bin seit über 40 Jahren einfache Genuss-Freizeitreiterin mit Dressurambitionen. Bis ich auf die Idee kam, ich könnte mal wieder Unterricht nehmen, war die Welt bei mir bzw. meinem Pferd vollkommen in Ordnung. 

Nach der in die Tat umgesetzte Idee mit dem Unterricht war folgendes die Ausgangssituation: Headshakendes Pferd von Frühjahr bis Herbst, Trigger: Wind, Sonne, Fliegen, Pollen…..  Das Pferd war draußen so gut wie nicht mehr reitbar.

Hinter der Sattellage haben sich beidseitig handflächengroße festere leichte Aufwölbungen gebildet.

Reitweise: typischer Dressurunterricht mit Kreuz, Schenkel und Anlehnung, wie man ihn zu 99% bekommt.

Den Zusammenhang vom Shaken zum Reiten, hatte ich da noch nicht entdeckt.

Was habe ich gegen das Headshaken unternommen? Alles, was der Markt an Mittelchen hergab, über Nasennetz, Entgiftung, Chelat-Therapie mit Chlorella-Algen, Heilpilze… Was hat es gebracht? Manchmal dachte ich, es wirkt, aber das war ein Irrglaube denn die Verbesserung brachten meine letzten unzuverlässigen Reitlehrer: da sie öfter mal ihre Termine absagten, hatte ich mich von ihnen getrennt und das brachte die Verbesserung Warum?

Ich habe mit  Ann-Frédérique Seng eine neue Trainerin mit anderem Ansatz gefunden: alte klassische Reitweise/altkalifornische Reitweise. Hier geht es darum, das Pferd ins Selbst-Tragen zu bekommen, weg von der Hand, hin zur Versammlung, Aufrichtung aus dem Widerrist und Öffnen von Rücken und Widerrist, bei abkippendem Becken und Hankenbeugung. So, dass das Pferd mich lange und verschleißarm tragen kann.

Im Nachhinein betrachtet haben meine ständigen Nachforschung ergeben, dass in den meisten Fällen eine Trageerschöpfung die Ursache des Headshakens ist.

Sowohl beim Menschen als auch bei Tieren (Versuch an Mäusen) sind Fehlbelastungen des Trapezmuskels Auslöser dafür, dass der Trigeminus überreagiert. Wind, Pollen etc. sind nur Trigger, aber nicht die Ursache. Interessant ist, dass schon vor 100 Jahren das Headshaken den Namen Dressurpferdekrankheit hatte.

Holt man die Pferde aus ihrer Trageerschöpfung und bringt u.a. den Trapezmuskel aus seiner Fehlbelastung, verschwindet das Headshaken von alleine. Mein Pferd ist seit zwei Jahren komplett reitbar und das Shaken tritt nur noch ganz selten und nur sehr schwach auf.

Und die Aufwölbungen hinter dem Sattel: die sind nun auch fast weg und ganz weich geworden.

Wenn man sich mit dieser Materie intensiver befasst, sieht man leider sehr viele Pferde mit Anzeichen einer Trageerschöpfung: Unterhals, keine schön gebogene Halsoberlinie, Axthieb, eingesunken hinter dem Widerrist, Kuhlen links und rechts vom Widerrist, deutliche Oberarmmuskulatur, deutliche Brustmuskulatur durch Absinken des Brustkorbes zwischen den Schulterblättern wegen erschöpfter Rumpftragemuskulatur, Aufwölbung hinter der Sattellage, schräge, unbemuskelte Kruppe, deutlich sichtbarer Hosenmuskel, kaum gewinkelte Hinterhandgelenke. Nicht all diese Symptome müssen gleichzeitig erscheinen, schon einzelne Symptome weisen auf eine deutliche Trageerschöpfung hin.

Auslöser der Trageerschöpfung gibt es sehr viele: Stuten, die viele Fohlen bekommen haben ohne, dass sie geritten wurden; Pferde, die überwiegend in der Box gehalten werden; zu lange Arbeitsreprisen; falsches Reiten; nicht passende Ausrüstung; Hilfszügel……

Und eins ist sicher: mit dem Trainer, mit dem das Pferd in die Trageerschöpfung gekommen ist, kommt das Pferd da nicht wieder heraus.

Es ist immer wieder verwunderlich, dass man zur richtigen Zeit die richtigen Menschen trifft. Vielen Dank Ann! Ich hoffe, dass Du noch vielen trageerschöpften Pferden und deren Reitern einen Weg in komfortables Reiten und geritten werden ermöglichen kannst. Hier denke ich immer an einen Buchtitel: Reiten ist ganz leicht: du musst fast nichts machen, aber Reiten ist auch schwer: Du darfst fast nichts machen.

Esther Koplin

Wer noch Fragen hat, kann sich gerne bei mir melden natuerlichbarhuf@aol.com

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