Heutzutage werden Pferde nicht nur sehr früh eingeritten, sondern häufig auch schon sehr früh an ein Gebiss gewöhnt.
Der Zahnwechsel findet bei Pferden im Alter von 2 ½ Jahren (Durchbruch des ersten Schneidezahns, I1, im Unterkiefer) bis mindestens in das Alter von 4 ½ Jahren (Durchbruch des dritten Schneidezahns, I3, im Unterkiefer) statt (siehe: König,Liebich: Anatomie der Haussäugetiere). In der Regel ist der Zahnwechsel beim Pferd mit 5 Jahren abgeschlossen, hierbei kann es jedoch zu Ausnahmen kommen.
Wird ein Pferd also im Alter von 2 Jahren angeritten, könnte man sagen, dass ein Gebiss kein Problem bereiten sollte. Wenn man sich jedoch mit der Anatomie des Pferdes befasst hat, weiß man auch, dass kein zweijähriges Pferd geritten werden sollte, da eine vollkommene Verknöcherung der Knochen weitestgehend noch nicht erfolgt ist!
Reitet man das Pferd aber nun altersgerecht später an, mit etwa 4 Jahren, so stellt man fest, dass diese Zeit genau in den Zahnwechsel fällt. Wenn man hier also ein Gebiss verwendet, kann es durchaus zu Abwehrreaktionen gegenüber dem Gebiss kommen. Aus diesem Grund reite ich junge Pferde gerne im Bosal und arbeite sie an der Hand im Kappzaum. Natürlich muss man auch hier auf eine regelmäßige Zahnkontrolle achten, denn Haken an den Aussenseiten der Backenzähne können auch hier zu Problemen und Schmerzen führen. Eine regelmäßige Zahnkontrolle ist deshalb eine wichtige Vorraussetzung um das Pferd lange, gesund reiten zu können.
Mein Pferd Alvaro hatte im Alter von 5 Jahren immer noch mit dem Durchbruch der Eckzähne zu kämpfen. Auch wenn ein Gebiss niemals direkt auf diesem Bereich liegen sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich in dieser Zeit ein Gebiss hätte verwenden können. Man hat deutlich gemerkt, wie unangenehm der Durchbruch des Zahns durch das Zahnfleisch war und er hat sich sehr gefreut, wenn man diese Stelle etwas von Hand massiert hat. Durch das Bosal und den Kappzaum war es uns möglich, in dieser Zeit trotzdem zu arbeiten. Dennoch habe ich an Tagen, an denen ich gemerkt habe, wie sehr ihn der Zahn stört, mein Pferd einfach nur etwas geputzt und bin eine Runde spazieren gegangen.
Man sollte darauf achten, was das Pferd einem sagt, aber den eigenen gesunden Menschenverstand kann man schon vorher einschalten.