IST DIE ALTKALIFORNISCHE HACKAMORE EINE AUSBILDUNGS- ZÄUMUNG?

Oktober 27, 2017 annshorsemanship 4 comments

Viele Reiter wissen nicht wie sie anfangen sollen in der Hackamore zu reiten. Es gibt Unklarheiten darüber ob es sich bei dem Bosal nun um eine Ausbildungszäumung handelt oder ob das Pferd nicht vorher schon in einem Snaffle Bit geritten worden sein muss..

Es lässt sich sagen, dass es hier verschiedene Systeme und Wege gibt. Die Buckaroos bevorzugen es, ihre Pferde im Snaffle Bit einzureiten und erst danach auf ein 5/8 inch Bosal umzustellen.

Die Altkalifornier jedoch ritten ihre Pferde direkt im Bosal an. Dabei nutzen sie ein ¾ oder 5/8 inch dickes Bosal. Pferde, die damals gestartet wurden waren häufig wild aufgewachsen und hatten häufig keinen Menschenkontakt bis sie eingefangen wurden um angeritten zu werden. Die Pferde die wir heutzutage hier anreiten, kennen Menschen meistens von klein auf. Somit kann man sie meistens in einem 5/8 Bosal anreiten, wenn sie nicht gelernt haben, Druck zu ignorieren statt ihm zu weichen.

Wenn man ein Pferd, das schon länger in einer anderen Zäumung geritten wird, auf das Bosal umstellen möchte, so wäre auch hier ein 5/8 inch dickes Bosal die Stärke, mit der man normalerweise anfangen würde.

Ein Pferd im Bosal einzureiten hat für mich einige Vorteile:

Ich erhalte das Maul meines Pferdes, zu dem ich später vielleicht in der Two-Rein Phase eine feine Verbindung aufbauen möchte. Da es bei jungen Pferden durchaus vorkommen kann, dass sie einen Satz zur Seite machen oder auch mal mehr, möchte ich ihnen in solchen Momenten nicht im Maul herumziehen. Mit dem Bosal kann ich mich in so einem Moment trotzdem durchsetzen und mein Pferd kontrollieren, verletze es jedoch nicht.

Für mich hat diese Methode außerdem den Vorteil dass ich einen Ausbildungsweg verfolge, der Sinn für mein Pferd ergibt. Reite ich mein Pferd im Snaffle an, muss ich mein Pferd danach auf das Bosal “umstellen” und ihm die neue Hilfengebung erklären. Das Snaffle ist ein Werkzeug, dass dafür gedacht ist, zweihändig geritten zu werden. Wir haben hier vor allem eine seitliche Einwirkung auf das Pferdemaul. Im Bosal habe ich auch eine seitliche Einwirkung, allerdings erhalte ich auch eine beizäumende Wirkung durch die Befestigung der Mecate in Nähe des Heelknots und der rollenden Bewegung des Nosebuttons auf der Pferdenase. Außerdem liegt das Bosal um die Pferdenase auf, während sich das Snaffle Bit im Maul des Pferdes befindet. Das Bosal kann ich sowohl zweihändig, als auch einhändig reiten. Da wir also zwei Zäumungen mit ganz unterschiedlicher Einwirkung haben wird es eine Weile dauern, bis ich meinem Pferd diese neue Zäumung erklärt habe. Somit sprechen für mich mehrere Gründe dafür, direkt mit dem Bosal anzureiten.

Später, wenn ich mein Pferd auf die Two-Rein Zäumung umstellen möchte, trägt mein Pferd immer noch ein 3/8 Bosal mit einer 3/8 inch dicken Mecate. Die Hilfengebung verändert sich in dieser Hinsicht also gar nicht. Gleichzeitig stelle ich mein Pferd nun auf ein Signalgebiss um, welches nicht unbedingt ein Spade Bit sein muss. Es muss jedoch auf das Maul des Pferdes angepasst sein! Zu Beginn der Two-Rein Phase trägt das Pferd dieses Gebiss lediglich im Maul und die daran befestigten Romal Reins werden nicht benutzt! Somit ist die Umstellung fliessend und das Pferd bekommt genügend Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen.

 

Für mich ist die altkalifornische Hackamore definitiv eine Ausbildungszäumung. Man sollte sich nicht davor scheuen, ein Pferd darin anzureiten. Wenn man sich unsicher im Handling ist, sollte man sich jedoch kompetente Hilfe holen.

Weitere Infos zum altkalifornischen Weg in diesem Blogpost!

4 Comments on “IST DIE ALTKALIFORNISCHE HACKAMORE EINE AUSBILDUNGS- ZÄUMUNG?

  1. Liebe Ann-Fréderique, mich würde unbedingt deine Meinung zu den verschidenen Ausführungen der Mecaten interessiern. Ich bin mir nicht sicher, ob die Pferdehaar-Mecaten zu stachlich wären und mehr Unruhe ins Pferd bringen, vorallem wenn diese sich bei einhändigem Gebrauch nahe am Hals befinden. Vielen Dank für Deine Bereitschaft, deine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Wir – mein Mann Konrad und ich lesen Deine Beiträgr sehr gerne – auch in der Horseman. Liebe Grüße Katrin

    1. Hallo Katrin, das Thema Mecaten ist auch ein gutes Thema, das man nochmal weiter ausführen könnte. Hattest du schonmal unterschiedliche Mecaten in der Hand? Mecaten aus Schweifhaar sind sehr stachelig und sehr unangenehm. Mecaten aus Mähnenhaar finde ich persönlich deutlich angenehmer im Griff. Aber auch hier gibt es Ausnahmen – zum einen Menschen die Pferdehaarmecaten überhaupt nicht mögen oder auch Pferde, die darauf sehr empfindlich reagieren. Die verschiedenen Mecaten haben hier auch unterschiedliche Vor- und Nachteile im Handling im Alltag. Wie gesagt, das ist eigentlich ein eigenes Thema, da muss ich wohl nochmal was zu schreiben 🙂 Viele Grüße, Ann

      1. Liebe Ann, wir haben zwei Maceten aus einer Zollauktion hier in Deutschland, sie waren aber mit Sicherheit ein USA- Import. Leider lässt sich der Ursprung jetzt nicht mehr nachvollzienen und ich habe keinen Vergleich zwischen Mähnenhaar- und Schweifhaarmecaten. Der Erwerb liegt jetzt schon 3-4 Jahre zurück. Sie war aber neu und sind recht stachlig. Damals waren wir mental noch nicht soweit. Aber wenn ich mir die unterschiedliche Beschaffenheit der Mähnen unserer beiden Paints betrachte ( unser Mounty hat feines weiches Mähnenhaar und mein Calap hat dickes festes Mähnnenhaar ) – würde ich mich nicht entscheiden wollen.
        Jetzt sind einige Jahre vergangen und der Wunsch unsere beiden Jungs im Bosal zu arbeiten rückt immer mehr in den Vordergrund. Aber es sollte eben Hand- und Fuß haben – keinen Showeffekt oder gar zur Egobefriedigung diehnen. Für uns hat das Ranchreiten- und ropen einen tieferen Hintergrund: Eine sinnvolle und geduldige Ausbildung ( für Pferd und Reiter ) – und als Resultat eine mentale Einheit mit dem Pferd zu werden und dabei mit seinem Partner auch noch sinnvolle Arbeiten erledigen zu können – was gibt es schöneres. 😉
        Es wäre super, wenn Du mit deinem Wissen, Können und den Erfahrungen das Thema aufnehmen könntest. :-)) LG Katrin

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